Mittwoch, 8. November 2017

Baublog

Müde der Tag und Nacht dröhnenden Lastwagen, die einem anscheinend über das Kopfkissen zu rollen scheinen, habe ich den Entschluss gefasst, mir ein neues Heim fernab der Hauptstrasse zu bauen. Da sich unsere Finca von der Strasse bis zum Fluss erstreckt, haben wir eine Geländeterrasse ungefähr in der Mitte des Grundstücks ausgewählt.
Am Computer habe ich anschliessend den Bau mit einem CAD Programm geplant und gezeichnet.

Spatenstich

Ich wollte ein Haus, dass einfach, übersichtlich und doch genügend Platz für uns Zwei und allfällige Gäste bietet. Auch wollte ich endlich einen Platz für Werkzeuge und Maschinen und den üblichen Krimskrams auf einem Bauernhof haben. Darum entstand ein Haupthaus mit einem grosszügigen Wohnraum mit Wohnküche, 2 Schlafzimmern mit Privatbad und einem kleinen WC zum Wohnraum. Aus den Fehlern gelernt, die im alten Haus gemacht wurden, habe ich den Hauptwohnraum hoch und luftig entworfen, mit einer 2teiligen Schiebetürenfront, die sich über insgesamt 10m öffnen lässt, so dass auch über die heisse Mittagszeit genügend Ventilation herrscht. Über den Schlafzimmern habe ich eine Decke eingezogen, einerseits, um ein ausgeglicheneres Raumklima zu erhalten, anderseits damit Geckos und anderes Viehzeug nachts einem nicht auf den Kopf sch******. Den Raum darüber dient uns als Wäschetrockenraum/ Estrich und für die Solartechnik.
Daneben steht ein kleineres Nebengebäude das als Garage/Werkstatt dient und mit dem Dach mit dem Haupthaus verbunden ist, so dass ein luftiger, regengeschützter Patio dazwischen entsteht. Soweit die Planung.

Fundamente

Damit man mit einem Bau beginnen kann, braucht es auf der Baustelle Wasser und Strom. Also lassen wir von ein paar Arbeitern einen etwa 200m langen Graben vom Stall bis zur künftigen Baustelle ausheben und ich verlege eine Wasserleitung und eine Stromleitung aus Polipropylenrohren. Auch muss ein Bächlein unterfahren werden, das bei einem Gewittersturm zu einem reissenden Fluss anschwellen kann, also mit vielen schweren Steinen eindecken. Auch müssen Weidezäune versetzt werden um Durchgang für die künftige Zufahrt zu schaffen.

Erste Mauern

Im Februar 2016 ist es dann endlich soweit, der Bagger fährt auf und macht die Zufahrtstrasse und die Bauplanie. Mehrere Lastwagen mit Kies braucht der Strassenbelag und der Wendeplatz. Da hier in Kolumbien noch fast alles von Hand gemacht wird, braucht es neben Zementsäcken auch Sand und Kies für die Betonmischung, ein feinerer Sand zum Mauern und Verputzen, Armierungsstahl für den Pfosten/Riegelbau und Backsteine für die Wände.

Haupthaus und Garage

Ich habe einen Maurer kontraktiert, der mir mit einem Gehilfen den Rohbau erstellen wird. Leitungen und Haustechnik, wie Wasser/Abwasser und Strom verlege ich selber.
Die Maurer heben die Gräben für die Streifenfundamente aus, während ich diese für Wasser/Abwasser und Strom aushebe. Anschliessend füllen sie diese mit armiertem Beton um die Basis für den Mauerbau zu erhalten. Ich meinerseits klebe und verlege die PVC-Rohre in meinen Gräben und verfülle sie anschliessend wieder mit Aushub. Der Mauerbau mit Backsteinblöcken geht zügig vonstatten und anschliessend werden im Abstand von etwa 4m und in den Ecken Stahlbetonsäulen gegossen. So nimmt die Konstruktion rasch Gestalt an um in 2,5m Höhe ringsum laufend einen weiteren Stahlbetonkranz auf die Mauern zu setzen.

Deckeneinbau

Über den Schlafzimmern erstellen wir eine Hurdisdecke mit speziellen Backsteinblöcken und Stahlträgern. Bevor darüber ein weiterer Betonüberzug gegossen wird, muss ich alle Installationsrohre verlegen. Die Maurer mauern sich weiter in die Höhe, während ich in den Bädern und Schlafzimmern die Rohbauinstallationen verlege. 

Dachstock

Alsbald können wir den Dachstock aufrichten, was mit dem Tropenholz Sapan eine kräftezehrende Angelegenheit ist. Alsbald werden die Eternit Dachplatten verschraubt und das Haus ist im Rohbau fertig.

Dachdecken

Nach der Rückkehr von unserem Familienbesuch in der Schweiz machen die Maurer verputz-arbeiten und ich stelle die Rohbauinstallationen fertig. Alsbald müssen noch die Betonböden gegossen werden und wir können mit dem Innenausbau beginnen.

Garage

Als Erstes werden die Aluschiebefenster eingebaut, dann die Schiebetürenfront, dann die Fenstergitter angebracht, Stahltüren und Tor montiert und die Metalltreppe gesetzt. Damit auch alles mehr oder weniger passt, muss ich das Geschehen immer überwachen.

Rohbau fertig

Nun kann ich mit dem Plattenlegen beginnen. Wir haben relativ grosse Keramikplatten ausgewählt, 40 x 90cm, eine Grösse, die ich noch nie vorher verlegt habe und war darum etwas verunsichert. Doch schon bald konnte ich den Dreh und das Ganze ging recht zügig vonstatten. 100m2 Bodenplatten und etwa 60m2 Wandplatten kleben und verfugen und anschliessend die Waschbecken, WC, Armaturen etc. installieren.

Einbau Schiebetüren
Treppenbau
Erste Fliessen

Nun kommt der Schreiner mit den Innentüren, der Küche und den Treppentritten. Mir bleiben die Malerarbeiten innen und aussen, einige Umgebungsarbeiten und die Solaranlagen.

Küchensockel
Küche

Die Warmwasseranlage ist relativ rasch hergestellt, da alles Eigenbau, etwas schwieriger ist die Fotovoltaik. In Kolumbien ist die Solartechnik noch nicht sehr verbreitet, darum ist es recht schwierig, hochwertige Komponenten zu bekommen. Nach längerer Suche bin ich aber trotzdem fündig geworden, habe nun Wechselrichter und Laderegler von Studer Innotec.

Gesamtansicht

Wohnraum

Solartechnik

Soweit die Chronologie des Bauablaufes, was aber nicht heisst, dass das alles so Reibungslos ablief.
Was schon in der Schweiz eine Herausforderung ist, alle Handwerker zur geplante Zeit auf der Baustelle zu haben und die Arbeiten wie gefordert ausgeführt werden, ist hier in Kolumbien noch einmal viel komplizierter.
Wochenlanges warten auf den Bagger, Baumeister die vor beenden der kontraktierten Arbeiten das Weite suchen, notabene mit dem schon bezahlten Vorschuss, und viel Pfusch, den die betroffenen Arbeiter nur unter extremem Druck ausbügeln oder an einem selber hängen bleibt.

Keramikfundstücke

Aber was soll‘s, schlussendlich ist der Bau mehr oder weniger so herausgekommen, wie es geplant war, und das ist schon viel.