Donnerstag, 2. März 2017

Kolumbiens Karibikküste


Endlich haben wir uns mal wieder die Zeit genommen, um eine Ferienreise innerhalb Kolumbiens zu unternehmen. Genauer eine Reise ans Karibische Meer.
Obwohl an allen Ecken und Enden die Verkehrswege in Kolumbien ausgebaut werden, sind und bleiben die Strassen eine Herausforderung. So auch die Autopista del Sol, die 1000km lange Verkehrsachse Bogota – Küste. Lediglich 10% der Strecke ist Heute in autobahnähnlichem Stil ausgebaut, der grösste Teil bleibt schwerverkehrsverstopfte Landstrasse, was vor allem in den kurvenreichen Anden ein rasches Vorwärtskommen verunmöglicht und immer wieder riskante Überholmanöver provoziert. Darum bleibt das Auto zu Hause und auf geht die Reise im Bus.
Eigentlich braucht es im Tiefland keine warmen Kleider, die Nachttemperatur fällt kaum unter 28°C. Doch aus vorangegangenen Busreisen haben wir gelernt: Je wärmer die Umgebung desto kälter der Bus. Bewaffnet mit langen Hosen, Jacke und Daunenschlafsack besteigen wir das Gefährt, das uns in 16-stündiger Fahrt nach Cartagena bringen wird. Die Busse sind modern, komfortable Liegesitze, WiFi, Filme, aber an Schlaf ist trotzdem kaum zu denken, irgendwie findet man nie eine wirklich angenehme Sitzposition und so sind wir froh, dass es kurz vor Barranquilla endlich Tag wird. Wir fahren über die Brücken der zwei Flussarme des Rio Magdalena, beide je etwa einen halben Kilometer breit. Noch immer fehlen gut 4 Stunden.
Endlich erspähen wir die Skyline der Wolkenkratzer von Cartagena in der Ferne, geschafft. Als Erstes suchen wir etwas zum Frühstücken und da es ja auch schon wieder gegen Mittag geht, bestellen wir gleich ein Mittagessen hier im Busterminal. War eine gute Wahl, war das beste Essen während unseres Aufenthalts in Cartagena.




Cartagena hat sich seit meinen letzten Aufenthalt vor 2 Jahren stark verändert. Der Massentourismus ist nun definitiv hier angekommen. Auf Schritt und Tritt begegnet man Gruppen dicker, kurzbehoster, weisshäutiger Gringos. Das alte Fort wird im Minutentakt von Busladungen gestürmt und in der ehrwürdigen Altstadt gibt es an jeder Ecke Andenkenläden, McDonalds und Burgerkings. In der Lagune ankern die weissen Kreuzfahrtschiffe und an den Stränden von Boca Grande röten sich die Bäuche. Auch die Preise haben internationales Niveau erreicht.
Emilce, die noch nie hier war, ist etwas enttäuscht über all dem Rummel. Wir bleiben trotzdem 2 Tage und geniessen guten Kaffee, Patisserie, Zöpfeflechter und Beinmassagen.
Heute fahren wir mit dem Bus weiter nach Monteria, der Provinzhauptstadt von Cordoba. Zu Beginn der 5-stündigen Fahrt werden wir noch von einer Gruppe Franzosen begleitet, die aber allesamt in Tolu aussteigen und gegen Abend erreichen wir die Stadt. Auf den ersten Blick erscheint einem Monteria geschäftig und modern. Doch ganz anders wenn es Nacht wird. Um 6 - 7 Uhr abends werden alle Geschäfte und die wenigen Restaurants zu gesperrt und einem bleibt nur noch das Bett im Hotel.
Früh morgens sind wir zurück im Busterminal für einen Bus an die Küste. Leider kommen wir ein paar Minuten zu spät, der Bus nach San Bernardo del Viento ist bereits weg und der nächste fährt erst um 10.30 Uhr. Doch es gibt da noch die Chiva, die den Küstenabschnitt von der entgegengesetzten Richtung her erschliesst, allerdings über eine Allwetterpiste. Etwas Abenteuer kann ja nichts Schaden und so besteigen wir dieses Gefährt auf der Basis eines Lastwagenchassis mit Holzbänken. 3 Stunden holpern wir nun die 70km an die Küste hinunter. Ist aber auch Hoch spannend zuzusehen, was die Anwohner alles zu verladen haben. Kochbananen neben lebenden Hühnern und Schweinen, Säcken mit den Rispen der Ölpalme und geknebelte Schafe.
Endstation ist Moñitos, wo wir auf die Teerstrasse von San Bernardo her treffen. Uns gefällt die Gegend auf Anhieb. Ausserhalb der Saison sind wir die einzigen Touristen hier, doch dies vereinfacht die Unterkunftssuche nicht unbedingt. Zwar hat es viele Cabañas von Paisas, (Medellin) doch zur Zeit ist alles verriegelt und niemand ist hier. Nach etwas Suchen werden wir doch fündig und kommen bei einem Künstler unter. Leon vermietet uns sein Gästezimmer mit Bad und Terrasse und wir im Gegenzug laden ihn zum Mittagesssen ein.


Wir haben ein tolles Restaurant gefunden, die Besitzerin ist eine passionierte Köchin und bereitet uns in den kommenden Tagen alles erdenkliche aus frischem Fisch, Hummern und Meeresfrüchten.
 

Leon, unser Gastgeber lebt heute von seinen Schwemmholzobjekten, die er Dank seinen früheren Kontakten als Manager in gutbetuchten Kreisen in Medellin verkaufen kann. Und Schwemmholz hat es in Hülle und Fülle. Moñitos liegt am Eingang zum Golf von Uraba, zwischen Panama und dem kolumbianischen Festland, und in eben diesen Golf mündet der Rio Atrato, der wasserreichste Fluss Kolumbiens, der ein riesiges Urwaldgebiet entlang der Pazifikküste entwässert.
Wir verbringen die Tage wandernd den schier endlos langen Stränden entlang. Emilce behagt die oft raue Brandung nicht speziell, aber Strandgut sammeln umso mehr, und so stapelt sich auf unserer Terrasse bald alles Mögliche. Muschelschalen, Gehäuse riesiger Meeresschnecken, holzige Samen von Urwaldbäumen und eben Schwemmholz in allen Formen und Farben.



Ein paar Kilometer der Küste vorgelagert liegt die Isla Fuerte, eine Koralleninsel mit einem Fischerdorf, der wir Heute einen Besuch abstatten. Die halbstündige Überfahrt erfolgt im offenen Motorboot und Emilce hat dementsprechend Angst. Unbegründet, denn Heute hat es kaum Wellen. Die Insel wartet mit weissen Stränden und türkisfarbenem Meer und gutem Fisch. Am Nachmittag bei auffrischender Brise geht’s zurück auf’s Festland.




Viel zu schnell vergeht die Zeit und wir müssen zurück nach Santander. Es gibt da eine Querverbindung, die Strasse Nr. 80, die die Rückreise um mindestens 200km verkürzen würde, aber wir wissen nicht, ob sie auch von Fernbussen befahren wird. In Lorica fragen wir uns durch, bekommen aber widersprüchliche Antworten. Mit all dem Gepäck mögen wir uns nicht auf ein Experiment einlassen und so finden wir uns wieder auf der Strecke der ganzen Karibikküste entlang. Nach langen 25h Fahrt kommen wir erschöpft nach Hause.

Prolog: Die lange Busreise im Eisschrank hat sein Opfer gefordert. Mich hat die Grippe erwischt, wie seit mindestens 15 Jahren nicht mehr. Trotz allem war der Ausflug super! Wir kommen zurück!

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